Egal ob angestellt oder selbstständig: Jeder ist Unternehmer seines Lebens. Denn: Haushalte sind Unternehmen! Wer sein Budget für „Unterhaltung“ regelmäßig überzieht, weil er die neueste Spielkonsole oder den aktuell gehypten Fernseher unbedingt haben möchte, rutscht schnell auf dem Konto ins Minus. Und wer sich brav an seine geplanten Budgets hält, dem bleibt am Monatsende etwas über. Ein überzogenes Konto oder ein gut gefülltes Sparbuch sind aber nichts anderes als das, was Unternehmer als „Verlust“ oder „Gewinn“ bezeichnen. Jeder private Haushalt – egal, ob „One-Man-Show“, Ehepaar oder Familie – sollte daher auch unternehmerisch wirtschaften, wenn er auf lange Sicht „auf dem Markt“ bestehen möchte. Zur Verdeutlichung dieser Argumentation habe ich ein Beispiel vorbereitet:

Ein Vergleich

Stellt euch zwei Muster-Haushalte vor. Beide bestehen aus Mama, Papa und einem Kind:

Haushalt 1: Mama und Papa hatten immer schon kostspielige Hobbies: Mama geht seit Kindertagen in ihrer Freizeit reiten und hat sich zu diesem Zweck ein eigenes Pferd gemietet. Papa fährt Motorrad. Beide rauchen, seit sie zwölf Jahre alt sind. Als dann ihr Kind zur Welt kam, haben Mama und Papa sofort einen Platz in der Krippe für ihr Baby gebucht. Sie müssen jemand anderen zahlen, um ihr Kind großzuziehen. Schließlich müssen die beiden ja ohnehin dringend arbeiten gehen, um sich ihre Wohnung, die Betriebskosten, Lebensmittel, Hobbies, Zigaretten und die Betreuungsperson für ihr Kind leisten zu können.

Die Eltern leben an ihrem persönlichen Kostenlimit, oft müssen kurzfristige Konsumkredite aufgenommen werden. Haben die beiden endlich Feierabend, gehen sie gerne zusammen mit Freunden ein paar Bierchen zwitschern. Für das gemeinsame Kind ist kaum Zeit vorhanden. Und Geld? Das sowieso nicht.

Haushalt 2: Mama und Papa hatten auch teure Freizeitprojekte, als sie noch Kinder waren: Mama hat sich selbst programmieren beigebracht und benötigte dafür Hard- und Software. Papa hat ein Instrument gelernt. Beide gehen gerne radfahren und wandern. Alkohol und Drogen waren nie eine Option für sie. Ihre Gesundheit steht für sie an erster Stelle. Als ihr Kind zur Welt kam, hat Mama sich dazu entschieden, zu Hause zu bleiben: So kann sie den Haushalt führen, für gesundes Essen und gelegentlich nette Familienfeiern sorgen. Papa kümmert sich dafür um die Geldbeschaffung und freut sich auf den Feierabend: Dann kann er endlich mit seinem Kind spielen, musizieren und Zeit mit seiner Familie verbringen.

Weil es somit nur ein Einkommen gibt, muss die Familie ihre Ausgaben sehr genau planen. Für das Haus haben die Eltern einen Kredit aufgenommen. Davon abgesehen bemühen sie sich aber, keine neuen Schulden zu verursachen. Deshalb gibt es jahrelang auch keinen Fernseher, keinen Coffee-to-go und keine Restaurant-Besuche. Nach ein paar Jahren beginnt Mama aber, von zu Hause aus Software zu schreiben und zu verkaufen, wodurch das Einkommen plötzlich enorm steigt. Somit kann das Kind sogar seine Wunschschule besuchen.

Eine kurze Analyse

Betrachten wir Haushalt 1 als ein Unternehmen: Rein finanziell betrachtet ist die Firma nicht auf lange Dauer ausgelegt. Schulden werden für den Konsum, aber nicht für Investitionen aufgenommen. Die Nachfolgeregelung gibt auch zu denken: Durch Passivrauchen beeinträchtigen die Manager die Gesundheit ihres aufzubauenden Nachfolgers. Und die soziale Kälte, die durch die häufige Abwesenheit der Geschäftsführer entsteht, sorgt für ein höchst unangenehmes Betriebsklima. Für mich steht fest: Hier würde ich nicht arbeiten wollen.

Haushalt 2 ist in meinen Augen hingegen ein klassischer Great Place to Work: Die Ausgaben der Firma werden für Investitionen getätigt, die später wieder Geld in die Kasse spülen. Der Nachfolger wird sowohl in gesundheitlicher wie auch in erzieherischer Hinsicht auf seine Rolle als späterer Geschäftsführer vorbereitet. Und die häufigen Anwesenheiten der Manager sorgen dafür, dass es ein Gemeinschafts- und Zugehörigkeitsgefühl entsteht.

Und nun seid ihr an der Reihe: In welchem Unternehmen würdet ihr euch lieber als Mitarbeiter bewerben? – Ich freue mich auf eure Kommentare!